Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump im Weissen Haus um eine Annäherung zu dem wesentlichen Partner bemüht. «Wir haben so viele Gemeinsamkeiten in unserer Geschichte. Wir haben den Amerikanern viel zu verdanken, das werden wir nie vergessen», sagte Merz bei einer Begegnung mit Trump im Oval Office in Washington und ging auch auf dessen deutsche Herkunft ein. Trump schmeichelte seinem Gast, bezeichnete ihn als «respektierten» und «guten Mann» und versprach: «Wir werden eine grossartige Beziehung zu Ihrem Land haben.»
Trump gab sich bei der Begegnung betont freundlich, machte Merz Komplimente für sein gutes Englisch und klammerte mögliche strittige Themen weitgehend aus. Bei den wichtigen Themen des Treffens – etwa Ukraine und Verteidigungsausgaben – schlug er versöhnliche Töne an.
Der Kanzler habe «eine tolle Wahl» gewonnen, sagte der Republikaner. Merz sei «schwierig», scherzte Trump, aber er sei ein grossartiger Vertreter Deutschlands. Der sonst angriffslustige US-Präsident, der sich oft mit Provokationen oder abfälligen Kommentaren über sein Gegenüber hervortut, präsentierte sich besonders zahm.
Friedrich Merz brachte ein besonderes Gastgeschenk mit, in Gold gerahmt und ziemlich gross: die Kopie einer historischen Geburtsurkunde von Trumps Grossvater Friedrich, der 1869 in Kallstadt in der Pfalz auf die Welt kam. Merz präsentierte das Mitbringsel gleich zu Beginn. «Das ist wunderschön», entgegnete Trump. «Wir werden das aufhängen.»
In Kallstadt wuchs Trumps Grossvater auf, bevor er 1885 in die USA ging. Er arbeitete dort unter anderem als Friseur, wurde 1892 amerikanischer Staatsbürger und nannte sich Frederick. Als er nach Kallstadt zurückkehren wollte, verweigerten ihm dies die dortigen Behörden. Er habe sich bei seiner Abreise 1885 nicht ordnungsgemäss abgemeldet, hiess es.
Merz hatte Trump bereits in ihrem ersten Telefonat nach Deutschland eingeladen. Ob der Präsident die Einladung annehmen will, verriet er nicht – zumindest nicht vor laufenden Kameras.
Bei der Pressebegegnung im Oval Office waren auch Vizepräsident JD Vance und Aussenminister Marco Rubio an der Seite des Präsidenten – jene Regierungsmitglieder also, die zuletzt Deutschland und anderen europäischen Verbündeten die Beschneidung der Meinungsfreiheit und die Ausgrenzung von Parteien wie der AfD vorgeworfen hatten. Merz hatte vor seinem Besuch in Washington klargemacht, dass er die Kritik aus den USA für «übergriffig» hält. Bei dem Treffen im Oval Office kam das heikle Thema nicht zur Sprache.
Die Bemühungen um ein Ende des Krieges in der Ukraine. Merz hat sich dabei unter den Europäern mit an die Spitze gesetzt, zeigte sich zuletzt aber frustriert über mangelnde Fortschritte. Trump sieht Merz bei dem Thema an seiner Seite. Genau wie er würde Merz gerne sehen, dass die Kämpfe aufhörten, sagte der Republikaner. Sie beide seien unglücklich darüber, dass sich dies aktuell nicht abzeichne. Aber an irgendeinem Punkt würde das «Blutvergiessen» ein Ende finden. Die Frage, ob er bereit sei, neue Sanktionen gegen Russland zu verhängen, liess er einmal mehr offen.
Trump hat noch nicht offenbart, wie er zu einem entsprechenden Gesetzentwurf aus dem Kongress steht, wo die Ungeduld ebenfalls wächst. Nach einem erneuten Telefonat mit Putin am Tag vor Merz' Besuch jedenfalls erklärte Trump, er sehe keine Chance auf einen sofortigen Frieden. Dafür dass er sich stets mit seinen engen Bünden zum Kremlchef brüstet und lange prahlte, er könne den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden, hat der Republikaner bisher nicht viel ausrichten können.
Ein anderes wichtiges Thema zwischen Deutschland und den USA sind die Verteidigungsausgaben innerhalb der Nato. Trump hatte Deutschland in seiner ersten Amtszeit heftig für zu geringe Rüstungsinvestitionen kritisiert. Diesmal äusserte er sich wohlwollend. «Ich weiss, dass Sie jetzt mehr Geld für die Verteidigung ausgeben – und zwar ziemlich viel mehr. Das ist eine positive Sache», sagte Trump.
Ende Juni kommen die Staats- und Regierungschefs der Militärallianz in Den Haag zusammen und werden unter anderem über ihre Verteidigungsausgaben reden. Trump hat von den Bündnispartnern Ausgaben in Höhe von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts gefordert. Nato-Generalsekretär Mark Rutte kreierte daraufhin eine Kompromissformel: 3,5 Prozent für das Militär und 1,5 Prozent für Infrastruktur wie Strassen oder Häfen, die für Verteidigung relevant sein können.
Merz hat sich diesem Vorschlag angeschlossen und ist Trump damit schon sehr entgegengekommen. Ob dem Republikaner die kreative Rechnung am Ende genügt, muss sich zeigen. Auch dazu äusserte sich der Präsident bei dem Treffen mit Merz nicht.
(hkl, mit Material der sda/dpa)
Wenn halt das einzige Werkzeug ein Hammer ist, ist jedes „Problem“ ein einzuschlagender Nagel.
Respekt an Friedrich Merz. Ich könnte bei all diesem Schwachsinn unmöglich ruhig bleiben oder ungläubig den Kopf schütteln.